Hallo Martin, hallo Freddy! Ihr habt ein neues Album gemacht? Warum?

Freddy: Gute Frage. Ich schätze, wir sind süchtig nach neuen Alben. (lacht)

Okay, im Ernst: Was war Euch bei „Bonnie & Clyde“ wichtig?

Freddy: Dass wir zu 100% Fantasy sind.

Martin: Nach dem Album „Freudensprünge“, das wir ja in Dieter Bohlens Hände gelegt haben, hatten wir wieder den inneren Drang uns selbst kreativ auszutoben. Und das haben wir hier gemacht. Back to the roots.

Wie schaut Ihr auf die Zusammenarbeit mit Dieter Bohlen zurück?

Freddy: Mit ganz viel Stolz. Wir hatten immer den Wunsch einmal mit Dieter zusammenzuarbeiten. Den haben wir uns erfüllt, und das hat Spaß gemacht.

Martin: Es war ein schönes Jahr: Platz 1 der Charts, ECHO-Nominierung, Gold-Award, die EINS der Besten…

Der erste „Oha!“-Eindruck auf dem Album „Bonnie & Clyde“ ist der optische: Man kennt Euch in Jeans, in legeren Anzügen mit grellen Farben, zuletzt im Charleston-Look. Warum jetzt im feinen Zwirn? Werdet Ihr seriös?

Martin: Seriös? Waren wir schon immer! (lacht)

Freddy: Ach nein… Wir haben in den letzten Jahren eben viel Farbe gezeigt, pink getragen, auch hellblau. Jetzt ist einfach mal Zeit für was Anderes. Das „Freudensprünge“-Album hatte ja schon ein schräges Outfit.

Martin: Wir waren oft im Partner-Look zu sehen. Jetzt ist das Ganze etwas individueller, was ich gut finde. Schließlich sind wir ganz unterschiedliche Typen.

Ihr wart nie erfolgreicher als heute. Was ist für Euch das Beste am Erfolg?

Freddy: Das Gefühl, dass die viele Arbeit der letzten 20 Jahre nicht umsonst war. Ich glaube, in der Art, Anerkennung zu genießen, unterscheiden wir uns gar nicht so sehr von Büroangestellten oder sonstigen Arbeitern. Es tut einfach gut; jeder freut sich darüber.

Martin: Ich finde die Möglichkeit, Tourneen zu machen, großartig! Früher waren wir für einzelne Auftritte ewig lang von den Familien getrennt, haben von den Kindern manchmal viel zu wenig mitgekriegt.

Was sonst ist heute anders als vor 10 Jahren? Und vor 20?

Martin: Mein Leben ist heute geregelt. Ich kann Auszeiten einplanen, bin besser organisiert und viel entspannter. Früher mussten wir jeden Job annehmen, der kam – allein schon um die Miete zu bezahlen. Das hat uns auch nicht geschadet. Aber heute sind uns beiden Freizeit und Familie wichtiger als früher.

Freddy: Die Reifezeit macht sich bemerkbar. Man spricht ja immer von dieser berühmten Gelassenheit – ich kann inzwischen sagen: sie kam wirklich! Die Verbissenheit lässt nach.

Taucht der Begriff Fantasy – oder deutsch: Fantasie – auch in anderen Bereichen Eures Lebens auf? Oder in Eurer Lebensphilosophie?

Martin: Na, ohne Fantasie wärst du als Künstler komplett verloren. Allein schon das Songwriting: Die Liebesgeschichten, über die wir singen, können wir ja gar nicht alle erlebt haben…

Freddy: Wer keine Fantasie hat, der lebt in meinen Augen nur halb. Fantasie zieht sich eigentlich durch alles, was wir machen. Allein die Bühnenshow! Das entsteht ja bei uns alles aus dem Stegreif, aus der Improvisation. Aber auch privat sind wir originelle, fantasievolle Typen.

Den Namen hat Euch damals Euer gemeinsamer Manager verpasst…

Martin: Und ich glaube, er hat es zwischendurch bereut. Jeder fragte, was das ist: Eine Popband? Zauberer? Travestiekünstler…?

Travestiekünstler? Im Ernst?!?

Freddy: Dazu muss man wissen, dass uns früher Radioredakteure boykottiert haben mit der Begründung, der Name sei zu wenig schlager-kompatibel, und darum haben sie unsere Songs nicht gespielt. Wir hatten sogar mal kurz überlegt ihn abzulegen und uns „März & Marcell“ zu nennen. Zum Glück haben wir das nicht gemacht.

Martin: Ich glaube heute: Wenn die Musik gut ist, kannst du’s mit jedem Namen schaffen.

20 Jahre Jubiläum heißt auch, man ist keine 25 mehr. Was denkt Ihr übers Älterwerden – speziell in dieser Branche?

Freddy: Angst macht es mir nicht. Aber natürlich sehe ich, wie jugend-orientiert selbst der Schlager mittlerweile ist…

Martin: Naja, Kollegen wie Roland Kaiser, Howard Carpendale, die Amigos oder auch Andrea Berg zeigen ja, dass man wirklich lange weit oben dabei sein kann!

Freddy, Du bist von Euch beiden wohl auch der eitlere.

Freddy: Überhaupt nicht!

Martin: Jeder denkt das.

Freddy: Seit ich Kinder habe, sind Gedanken über mein Aussehen weit in den Hintergrund getreten. Ich geh auch unrasiert und ungeföhnt auf die Bühne. Das würde Martin nie tun!

Martin: Ich muss mein Haarspray dabei haben, sonst bin ich’s nicht.

Begleiten Euch nach der langen Zeit immer noch Fans der Stunde Null? Was sind das für Verbindungen? Warum, glaubt Ihr, halten die Leute an Euch fest?

Martin: Weil wir ihnen auf Augenhöhe begegnen und uns immer Zeit für sie nehmen. Letzteres ist aufgrund der Verpflichtungen schwieriger geworden, aber wir versuchen unser Möglichstes um daran festzuhalten.

Freddy: Viele von diesen Fans sagen uns nach, dass man uns den Erfolg nicht anmerkt. Die registrieren das im Grunde genauso wenig wie wir. Wir sind zwei Freunde, die Musik machen. Aber was Martin sagt, ist schon richtig: Wir lassen immer eine gewisse Nähe zu und versuchen uns Zeit für die Fans zu nehmen. Das macht uns aus.

Was kommt als nächstes? Wie verbringt Ihr 2017?

Freddy: Jetzt kommt zuerst das Album „Bonnie & Clyde“ und im Herbst sind wir auf Jubiläumstour.

Martin: Im Sommer ist dann auch wieder unser Open Air in Aspach. Das ist für uns ein besonderes Highlight im Jahr.

Bitte um kurze Antworten auf die folgenden Stichworte: Bonnie & Clyde ist ein besonderes Fantasy-Album, weil…

Freddy: Weil wir uns zwei Jahre Zeit dafür gelassen haben und das Album voll von frischen Ideen ist. Und natürlich weil es unser Jubiläumsalbum „20 Jahre Fantasy“ ist.

Martin: Ich glaube, dass es unser bisher bestes Album ist.

Der beste Song auf dem Album ist…

Freddy: Von 1-13. (lacht)

Ach komm, jetzt mal im Ernst!

Freddy: Wir sind wirklich von allen 14 Songs überzeugt! Okay, aber ich liebe nun mal die Balladen. „My Summer Love“ ist so eine, die finde ich wunderschön!

Martin: Meine Favoriten sind „Ich brenn durch mit dir (Berlin)“, „My Summer Love“ und die Single „Bonnie & Clyde“.

Dankbar sind wir unter anderem…

Martin: Meiner Frau und meinem Kind. Die Beiden haben viel Verständnis für mich und meinen Beruf. Dankbar bin ich auch unserem Manager Andreas Ferber, der in uns das erkannte, was sonst keiner erkannt hat. Und natürlich bin ich auch Freddy dankbar!

Freddy: …und ich Martin auch! Ansonsten: Allen, die den Weg mit uns gegangen sind. Vor allem natürlich meiner Familie. Meiner Oma, die mich sehr geprägt hat. Und dem lieben Gott. An den glaube ich nämlich.

Martin, Dein Lebensmotto?

Martin: Mach das Beste aus dem Tag!

Wie gelingt das? Was macht Ihr, wenn Ihr Euch selbst was Gutes tun wollt…

Freddy: Raus. Raus aus dem Alltag. Sich Luft machen. Ganz wichtig.

Martin: Ich ebenfalls. Ich setz mich in mein kleines Boot und fahr auf den See raus.

Freddy, Dein Lebensmotto?

Freddy: Keiner hat sich selbst gemacht. Das hab ich von meiner Oma.

Wenn Ihr nun aber an Euch selbst was ändern könntet…

Freddy: Heute nichts mehr. Früher alles. Ich bin im Einklang mit mir, habe mir das erarbeitet. Ein bisschen mehr Selbstvertrauen wäre aber manchmal nicht schlecht.

Martin: Was würde ich ändern…? Fünf Kilo abnehmen. (lacht) Ansonsten bin ich mit dem Ist-Zustand auch ganz zufrieden. Ich hätte nur manchmal gern mehr Zeit für meine Familie.

In weiteren 20 Jahren werden Fantasy…

Freddy: …immer noch Lust auf Musik haben. Vielleicht aber eher hinter als auf der Bühne.

Martin: Echt? Och, ich glaube, ich würd gerne dann noch Konzerte geben. Zumindest ein paar ausgesuchte, ohne großen Druck, sondern rein nach dem Lustprinzip.

 

Danke Euch für das Interview – und herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!

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