Schlager Magazin im Interview mit Andreas Gabalier anlässlich der Veröffentlichung von „Mountain Man-Live aus Berlin“

AndreasGabalierWas geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie sich Ihre Live-DVD’s anschauen. Fast 320.000 Fans waren allein auf der Herbsttour dabei. Ist das für Sie immer noch wie ein Traum?

Ich bin ein großer Realist, ein Traum ist es daher nicht. Aber es ist mir bewusst, dass es etwas ganz Besonderes ist. Es ist unglaublich, welch außergewöhnliche Fan-Gemeinde ich habe. Ich würde sagen, meine Fans sind die besten der Welt! Wir sind wie eine Familie. Ich habe auch viele ganz junge Fans und Kinder, die meine Musik mögen. Jedes Konzert ist ein riesengroßes Fest. Es ist eine Wahnsinns-Stimmung, hoch-emotional und mittlerweile ist es eigentlich schon eine Art Lebensgefühl. Die Fans bereiten sich vor, ziehen ihre Dirndl und Lederhosen an – und das nicht nur in Österreich, sondern auch in Berlin auf der Waldbühne. Dass ich mit meinem österreichischen Dialekt hier als Künstler so gut ankomme, freut mich natürlich ganz besonders.

Helene Fischer und Sie sind derzeit die absoluten Mega-Stars im deutschsprachigen Raum…

Ja, bei ihr läuft es natürlich auch sensationell, aber ich weiß, dass es eben viele andere Kollegen gibt, die richtig zu kämpfen haben in der Branche.

Bisher waren alle Ihre Alben ein großer Erfolg. Woher holen Sie sich Ihre Inspirationen?

Das ist nicht immer einfach. Aber viele Ideen nehme ich aus dem Alltag. Dinge, die man erlebt oder registriert, Begegnungen, die man hat. Manchmal ist es dann so, dass ich morgens um drei Uhr im Hotelzimmer das Licht anmache, weil mir eine Melodie eingefallen ist. Dann summe ich die vor mich hin und nehme sie gleich auf, sonst ist sie am nächsten Morgen weg. Oder manchmal fahre ich von der Autobahn runter auf einen Parkplatz und notiere mir einen Text, der mir gerade in den Kopf gekommen ist. Es ist ein langer Entwicklungsprozess, bis so ein Album entsteht. Man setzt sich nicht hin, und produziert das in zwei Wochen. Eigentlich sammele ich das ganze Jahr über Ideen.

Sie sind für einen Echo in der Kategorie „Volkstümliche Musik“ nominiert – gegen die Rekordhalter „Kastelruther Spatzen (13 Echos!) Wie sehen Sie Ihre Chancen in diesem Jahr?

Nachdem ich im vergangenen Jahr mit zwei Echos nach Hause gegangen bin, rechne ich mir in diesem Jahr keine so großen Chancen aus. Ich glaube nicht, dass ich wieder gewinnen werde. Außerdem könnte ich auch gar nicht bei der Verleihung dabei sein. Ich fliege in dieser Zeit nach New York.

Beruflich oder eher privat?

Eher privat. Ich besuche einen Freund von mir, der dort als Zahnarzt arbeitet. Ich bleibe etwa vier bis fünf Tage. New York ist eine faszinierende Stadt. Ich war schon ein paar Mal dort und bin jedes Mal wieder begeistert.

Auf Ihrer CD „Mountain Man live aus Berlin“ haben Sie vier Ihrer Songs im „Berliner Night Session“ – Mix aufgenommen. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Wir hatten die Idee, einen Bonus auf das Album zu packen. Mein genialer Produzent und musikalischer Leiter, Matthias Roska, ist ja ein Tüftler, der nicht still sitzen kann. Und so passierte es, dass wir beim kreativen „Herumblödeln“ auf den „Berliner Night Session“-Mix gekommen sind.

Ihre Konzerte sind wie eine große Party – was passiert mit Ihnen in dem Moment, wenn Sie auf die Bühne kommen und die vielen Fans sehen’?

Dieses Gefühl kann man nur schwer beschreiben. Es ist eine Mischung aus Stolz, enormer Vorfreude. Ich blinzele meistens schon vorher ein bisschen durch den Vorhang und sehe die vielen strahlenden Gesichter. Ganze Familien in Trachten, wunderschön angezogen. Ich spüre die Stimmung und manchmal fühle ich mich dann wirklich ein bisschen wie der „Mountain Man“, der alle rettet (lacht).

MM-live_2CDBei Ihrem Konzert in der Mercedes Benz-Arena in Berlin war der Strom plötzlich weg. Ist Ihnen da das Herz in die Hose gerutscht?

Nein, aber es ist das erste Mal, dass so etwas überhaupt passiert ist. Plötzlich war der Saft weg. Es hatte einen Kurzschluss gegeben. Ein Kabel war falsch eingesteckt worden und ist durchgeschmort. Bis man dieses Kabel schließlich gefunden hat, hat es endlose 17 Minuten gedauert. Ein Albtraum für jeden Künstler, der da oben auf der Bühne steht. Und das Schlimmste war: Ich konnte nicht einmal etwas sagen,  nicht zu meinen Fans sprechen, weil gar nichts mehr ging, natürlich auch kein Mikrofon.

Der „Mountain Man“ sprachlos, wie hat das Publikum reagiert?

Sensationell. Die haben trotzdem weiter gefeiert! Das war für mich ein echter Gänsehautmoment! 18.000 Menschen haben im Chor „Oh, wie ist das schön“ gesungen, einfach unglaublich war das. Trotzdem haben sich für mich diese 17 Minuten wie Stunden angefühlt. Ich habe auf der Bühne immer nach links und rechts geschaut zu meinen Jungs, ob der Daumen endlich nach oben geht, aber nichts passierte. Ich war total happy, dass die Fans einfach weitergesungen, und wie bei einem WM-Sieg gefeiert haben. So ist das nun einmal, wenn man live spielt. Es kann einfach alles passieren.

In Ihrem Song „Es wird alles wieder gut“ geht es auch um Beziehungsprobleme. Wie gehen Sie mit solchen Konflikten um?

Ich habe ehrlich gesagt gar keine. Ich habe ein wirklich tolles Mädel an meiner Seite. Sie ist tapfer, stark und steht zu mir. Wenn es mal etwas gibt, reden wir darüber, aber grundsätzlich passt das sehr gut mit uns. Meine Freundin Silvia ist total verständnisvoll. Sie kennt das Geschäft, ist selbst aus der Branche. Das ist in diesem Fall sehr hilfreich. Natürlich weiß sie, dass ich viele weibliche Fans habe. Aber sie geht sehr professionell damit um, ist nicht eifersüchtig. Ohne Vertrauen geht es nicht. Aber wie gesagt: Man muss aber erst einmal das Glück haben, dass man so ein tolles Mädel findet. Wir sind sind jetzt drei Jahre zusammen und wir geben nicht auf (lacht).

Neben der Steiermark ist Berlin für Sie zur zweiten Heimat geworden. Wie gefällt Ihnen die Hauptstadt?

Ich hätte mir Berlin als zweite Heimat vielleicht nicht ausgesucht, aber das hat sich durch meinen Produzenten Matthias Roska so ergeben. Das Tonstudio ist dort und natürlich freue ich mich auf die Leute im Studio. Wir haben da schon so manche Nacht verbracht. Nach der Arbeit belohnen wir uns abends meist mit einem schönen Essen. Am Potsdamer Platz gibt es einige schöne Lokale, das lässt sich schon aushalten.

Wenn Sie in Berlin arbeiten, sind Sie dann in Hotels untergebracht?

Nein, das könnte ich natürlich. Mein Management will mich immer in schönen Hotels einbuchen, aber das möchte ich gar nicht. Ich schlafe lieber im Studio. Da gibt es oben im Dachgeschoss alte Zimmer für Studiomusiker. Die sind tatsächlich alle noch im 60-er Jahre-Stil ausgestattet – wie zu Tina Turner’s Zeiten – also wirklich altbacken mit Sideboard, Lounge-Chairs – und entsprechend riecht es auch. Aber ich finde das cool, und nach einem anstrengenden Studio-Tag ist es wunderbar bequem, einfach nur noch die Treppe hochzugehen und sich ins Bett fallen zu lassen.

Wie viele Lederhosen haben Sie eigentlich im Schrank?

Es sind so acht bis zehn. Zwischendurch muss ich die natürlich immer wieder entsorgen, weil die schon sehr strapaziert werden durch die Konzerte. Bei so einer Tournee, wenn ich jeden Tag auf der Bühne stehe, halten die nicht allzu lange. Auf der Bühne geht es ja immer ziemlich heiß her. Manchmal allerdings auch kalt. Bei der Saisoneröffnung in Seefeld (Tirol) bin ich neulich bei minus zehn Grad und im Schneegestöber aufgetreten.

Gibt es einen Lieblingsort, wo Sie gerne sind, wenn Sie nicht auftreten?

Natürlich bin ich am allerliebsten zuhause in der Steiermark, in Graz. Ich war gerade auch mit Freunden beim Skifahren in der Heimat. Im Sommer bin ich gerne mit dem Motorrad unterwegs.

Wie geht es Ihrer Oma nach dem Oberschenkelhalsbruch?

Zum Glück geht es ihr schon sehr viel besser. Sie ist sehr tapfer und sie freut sich schon riesig auf die große Party, denn an Ostern feiern wir ihren 90. Geburtstag. Ich bin total froh, dass es ihr wieder so gut geht. Sie ist auch geistig noch recht fit. Natürlich hat sie zuhause eine Pflegerin, die sich um sie kümmert und ihr hilft. Aber vieles macht sie eben auch noch alleine, sie kocht nach wie vor gerne und hat Freude am Leben.

Was wünschen Sie sich, wenn Ihre Oma für Sie kocht?

Ich esse gerne Fisch. Bei uns gibt es einen Forellenhof und somit ganz frische Bach-Forellen. Die bereitet mir die Oma super lecker zu. Aber sie kann auch ganz toll Wildgerichte kochen, Hirsch oder Reh-Gulasch, und am allerbesten macht sie Schnitzel. Da ist meine Oma Weltmeisterin!

Sie engagieren sich auch für kranke Kinder. Haben Sie noch Kontakt zur kleinen krebskranken Minnie? Oder zur kleinen Larissa mit der Glasknochen-Krankheit?

Ja, das habe ich und ich bin sehr froh, dass es beiden Mädchen gut geht.

Wie verändern solche Begegnungen Ihre Sicht auf das Leben?

Ich sage immer, das größte Gut, das wir haben können ist die Gesundheit. Alles andere lässt sich irgendwie einrichten, aber Gesundheit kann man sich eben nicht kaufen.

Sie verdienen heute viel Geld mit Ihrer Musik. Wie wichtig ist Ihnen das?

Ich hänge nicht so sehr an materiellen Dingen. Als Student war das Leben auch schön, auch wenn es manchmal finanziell eng war. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeiten, als ich weniger hatte und trotzdem glücklich war. Mein Leben war unbeschwert. Ich könnte auf jeden Fall mit weniger auskommen, aber natürlich beruhigt es auch, wenn man nicht jeden Cent zweimal umdrehen muss.

Haben Sie sich durch all Ihren Erfolg verändert?

Ich glaube nicht, dass ich mich verändert habe. Ich bin und bleibe ein Bauernbub. Ich bin sehr verwurzelt mit meiner österreichischen Heimat. Und wenn ich auf Reisen bin, dann vermisse ich die Berge, meine Freunde, meine Familie, die Nachbarn. Das alles bedeutet mir heute sehr viel mehr als früher. Und auch wenn ich viel unterwegs bin, nehme ich mir Zeit für meine Familie und meine Freunde, um mit ihnen etwas zu unternehmen oder einfach auch nur, um mal einen zu heben…

Es gibt Kollegen, die nicht so bodenständig sind und abheben, wenn sie Erfolg haben…

Das kann ich schon irgendwo auch verstehen, denn nicht jeder kommt damit klar. Das ist ja auch extrem prägend, wenn sich das Leben plötzlich so extrem verändert und man überall den roten Teppich ausgerollt bekommt. Das ist ja einfach auch nicht mehr normal. Ich würde auch niemanden verurteilen, der deshalb den Höhenflug bekommt. Jeder Mensch ist eben anders…

Sie bekommen viele Angebote für Shows und Einladungen, an gewissen Formaten teilzunehmen. Würden Sie gerne mal wie Ihr Bruder Willi bei „Let’s Dance“ mitmachen?

Nein, auf gar keinen Fall. Tanzen ist nichts für mich, dafür habe ich keine Nerven. Ich habe das ja bei meinem Bruder gesehen, wie hart das Training ist. Die zappeln von früh bis spät in den Hallen, bis die Schritte sitzen. Ich habe davor großen Respekt und mein  Bruder macht das toll. Aber das ist wirklich sein Baby, ich hätte darauf keine Lust.

Wo sehen Sie sich in ein paar Jahren? Könnten Sie sich vorstellen wie zum Beispiel Heino auch mit fast 80 Jahren noch auf einer Bühne zu stehen?

Das kann ich schwer sagen. Momentan gebe ich Vollgas und würde vom Gefühl her nie mehr aufhören wollen. Wenn man wie Heino oder auch Udo Lindenberg als reiferes Semester so einen Relaunch wie die beiden erlebt, dann ist das natürlich ein Highlight und schön fürs Ego. Das ist der Traum eines jeden Musikers und wenn’s dann auch noch funktioniert, ist es natürlich eine tolle Sache. Aber ehrlich gesagt, mache ich mir überhaupt keine Gedanken darüber, was meine Zukunft angeht. Ich lebe im Hier und Jetzt und zwar sehr bewusst. Jetzt ist meine Zeit und die genieße ich. Alles andere lasse ich auf mich zukommen und mich vom Leben überraschen…

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